Wie ist die Situation des Einzelhandels in Europa?
Das Jahr 2024 war in Europa von starken Gegensätzen geprägt – auch im Einzelhandel. Während einige Volkswirtschaften Anzeichen einer Erholung nach den früheren Krisen zeigten, stagnierten oder schrumpften andere sogar. Inflation, geopolitische Spannungen und demografische Veränderungen prägten das wirtschaftliche Gesamtbild und beeinflussten das Konsumverhalten sowie die Dynamik im Einzelhandel.
Diese Studie beleuchtet die Entwicklungen, Risiken und Chancen, die den Einzelhandel in Europa prägen. Sie bietet fundierte Einblicke in zentrale Einzelhandelsindikatoren wie Kaufkraft, Einzelhandelsumsatz, Einzelhandelsanteil am privaten Konsum und Inflation.
Das abschließende Kapitel widmet sich dem regionalen Kaufverhalten verschiedener Generationen – und zeigt, wie demografische Veränderungen die Konsumentendynamik neu gestalten. Während die Babyboomer aus dem Erwerbsleben ausscheiden und die Generation Z in dieses eintritt, Einkommen erzielt und Haushalte gründet, entsteht eine Generationenkluft, die den Einzelhandel nachhaltig beeinflussen wird.
Diese Studie zeigt auf, wie sich der Einzelhandel in Europa entwickelt hat.
Neben fundierten Kurzanalysen finden Sie in dem 24-seitigen PDF auch zahlreiche Karten und Diagramme, die die Inhalte anschaulich und nachvollziehbar machen.
Einige wichtige Erkenntnisse im Überblick:
Kaufkraft
Die Kaufkraft in Europa stieg 2024 weiter an, jedoch deutlich langsamer als in den beiden Vorjahren. Die durchschnittliche pro-Kopf-Kaufkraft in der EU lag bei 21.008 Euro, was einem nominalen Anstieg von 3,0 Prozent gegenüber den revidierten Zahlen von 2023 entspricht. Insgesamt verfügten die Einwohner der 27 Mitgliedstaaten über rund 9,5 Billionen Euro für Ausgaben.
Einzelhandelsumsatz
Nach einem deutlichen Anstieg von 5,5 Prozent im Jahr 2023 verlangsamte sich das Wachstum des Einzelhandelsumsatzes in der EU auf 3,0 Prozent im Jahr 2024. Die stärksten Zuwächse wurden in Osteuropa verzeichnet, angeführt von Rumänien (+14,9 Prozent). In Estland gab es hingegen einen Rückgang um 1,3 Prozent, bedingt durch politische Unsicherheiten und zunehmende Verbraucherskepsis.
Einzelhandelsanteil am privaten Konsum
Der Anteil der Konsumausgaben in der EU, der in den Einzelhandel fließt, nimmt seit drei Jahren kontinuierlich ab. Im Jahr 2024 entfielen nur noch 32,6 Prozent des gesamten privaten Konsums auf den Einzelhandel. Unter allen EU-Mitgliedstaaten liegt Kroatien mit einem Einzelhandelsanteil von 48,0 Prozent an der Spitze. Den letzten Platz belegt Deutschland, wo nur rund jeder vierte Euro der Konsumausgaben im Einzelhandel ausgegeben wird.
„Der Einzelhandel bleibt ein zentraler Bestandteil des Konsums in der EU, auch wenn sein Anteil weiter zurückgeht. Das Verbrauchervertrauen ist seit der Pandemie fragil geblieben, da viele Europäer besorgt über die wirtschaftliche Lage ihres Landes sind. Inflation, steigende Lebenshaltungskosten und der Klimawandel gehören zu den größten Sorgen und führen zu einem vorsichtigeren Ausgabeverhalten.“
— Philipp Willroth, Studienleiter, NIQ Geomarketing
Inflation
Nach starken Preissteigerungen in den Vorjahren zeigte die Inflation in der EU 2024 weitere Anzeichen der Stabilisierung und lag im Durchschnitt bei 2,6 Prozent. Die höchsten Inflationsraten gab es dabei in Rumänien (5,8 Prozent), Belgien (4,3 Prozent) und Ungarn (4,0 Prozent). In Litauen fielen die Preissteigerungen mit nur 0,9 Prozent am niedrigsten aus. Für 2025 wird für die EU eine Inflation von 2,3 Prozent prognostiziert.
Wie Generationen einkaufen
In Europa lassen sich generationsspezifische Unterschiede im Konsumverhalten beobachten. Generation X (44–59 Jahre) verfügt über die höchste Kaufkraft und zeigt sich relativ offen gegenüber neuen Produkten. Millennials (28–43 Jahre) bevorzugen Erlebnisse zu Hause, wie Kochen und Unterhaltung, was durch die Pandemie verstärkt wurde. Generation Z (unter 28 Jahre) ist stark bequemlichkeitsorientiert und kauft häufig To-Go-Lebensmittel. Babyboomer (60+) bleiben die vorsichtigsten Konsumenten: Sie greifen bevorzugt zu Eigenmarken, konzentrieren sich auf Grundbedürfnisse und kaufen oft Produkte im Angebot.
